Philosophie

"Die Kunst ist ein Schritt vom sichtbaren Bekannten zum verborgenen Unbekannten."
Khalil Gibran
"Die Restaurierung ist ein Weg vom verborgenen Unbekannten zum sichtbaren Bekannten." Isabella Waltriny

Das Geheimnisvolle entdecken, neugierig sein, sich wundern und Staunen können, sind Grundgefühle, die an der Wiege von Wissenschaft und Kunst stehen. So wird im Progress der Menschheitsgeschichte zu jeder Zeit deutlich, dass die Bildung von Kultur analog zu derjenigen von Erkenntnis geschieht.
Menschliche Kulturleistungen sind deshalb einzigartig und schützenswert. Jede einzelne davon, auch wenn sie sich ihrem historischen Kontext nicht erschließen lässt oder scheinbar unspektakulär wirkt, ist dennoch als Teil eines Ganzen zu verstehen, als Puzzelstein eines Bildes, das unser gemeinsames, kulturelles Erbe nur verzerrt widerspiegelt, würden ausschließlich die großen Puzzlesteine beachtet und die kleinen ignoriert.
Deshalb erhält auch das aus seinem Bezugszusammenhang extrahierte Findelkind ohne Inventarnummer und Befundanamnese, welches in seinem fragilen Ist-Zustand keinem wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse mehr zu dienen scheint, in meiner Arbeitsphilosophie dieselbe Aufmerksamkeit wie das berühmte Werk eines allseits bekannten Künstlers.

So gibt auch jedes Werk wieder Anlass zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit Methoden und Möglichkeiten für seine Erhaltung und Identifizierung. Grundlage für restauratorische und konservatorische Maßnahmen bildet die Voruntersuchung. Das Werk wird zunächst in seinem gesamten Kontext betrachtet (Herkunft, Materialien, Herstellungsspuren, Gebrauchsspuren, etc.), bevor der Zustand analysiert und ein Befund erstellt wird. Auf dieser Basis wird ein spezifisches Konzept erarbeitet, das durch die Überprüfung der Materialien und Technologien (z.B. durch Testreihen an Dummies) verifiziert oder weiter entwickelt wird. Ob sich die Anwendung und Übertragung von generalisierten Methoden und Materialien als praktikabel erweist, ob die Methodik modifiziert oder ob ganz und gar neu Methoden gefunden werden müssen, wird separat entschieden.
Hierbei kommt der Auswahl der Materialien eine entscheidende Bedeutung zu. Sie müssen hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Original genau geprüft werden. Nicht allein, um die oberste Priorität – die des Objektschutzes und die der Reversibilität – sicherzustellen, sondern auch um der Frage nach der notwendigen Veränderung am Objekt einen Rahmen zu setzen. Jede Maßnahme greift unweigerlich in die Authentizität eines Originals ein, auch wenn sie das Objekt nicht sichtbar in einem veränderten Kontext erscheinen lässt. Es muss ein Ziel der Arbeit sein, minimal invasiv (so viel wie nötig, so wenig wie möglich) zu bleiben.

Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der Umsetzung lösungsorientierter Spezialverfahren. Als neueste Entwicklung entsteht derzeit eine Methodik zur Sicherung archäologischer Befunde, die langfristig konserviert und gleichzeitig öffentlich erfahrbar bleiben. Dieses Verfahren, sowie eine weitere, daran gekoppelte Methode werden nach Abschluss der Testreihen zur freien Bewitterung über den Winterzeitraum 2012/2013 detailliert vorgestellt.


 
Zum Seitenanfang